Falsche Prinzessin
Alle wunderten sich über den Krach, der hinter dem Tor veranstaltet wurde, da brach auch schon das Schloss und der Prinz und seine Begleiter ritten in den Hof. Mit einem Stock bewaffnet stand Vincek vor den Eindringlingen und drohte, doch der Prinz beschwichtigte, das sie mit guten Absichten gekommen seien. Der Prinz verlangte nach dem Herr des Hauses, da erklärte Rosi, das es hier nur eine Herrin gebe, die mit ihrer Tochter auf dem königlichen Ball zu finden sei. Der Küchenjunge fragte nach dem Grund ihres Eindringens.
Der Prinz war mittlerweile von seinem Ross gestiegen und erklärte, das kurz vor ihnen eine schöne Prinzessin hineingeritten sei, die ihm hier verloren ging. Die Menge machte sich lustig über ihn, hier wimmelte es ja nur von schönen Prinzessinnen. Kamil und Vitek hielten es für das Beste bis zum Morgen zu warten, denn der Morgen sei klüger als der Abend und bei Nacht sei sie sowieso nicht zu finden, doch der Prinz war nicht zu überreden und forderte sofort alle Frauen und Mädchen zu sehen, die auf diesem Hof lebten, alle bis zur letzten.
Vincek fragte mit welchem Recht, der Küchenjunge erklärte das sei der Prinz und auch der Letzte auf dem Gut verstand nun mit wem er es zu tun hatte. Von einer Prinzessin mit einem Schleier und einem rosa Ballkleid, fehlte jedoch jede Spur. Der Morgen graute und die Gutsherrin und ihre Tochter kehrten heim, verwundert erblickten sie den Königssohn. Kamil und Vitek waren entmutigt, sie kannten ihr Gesicht ja nicht, keinen Namen und auch sonst nichts. Da kam dem Prinzen eine Idee, er würde sie an ihren Tanzschuh erkennen. Er hielt den Schuh in die Höhe und dem Mädchen den er passte, würde seine Frau.
Verschiedene Mädchen probierten den Schuh, doch er schien selbst für eine Puppe zu klein. Zur Erheiterung aller hielt auch der dicke Küchenjunge in Frauenkleidern seinen Fuß hin, doch als er das Bein von Rosi hob, fing er sich eine Ohrfeige. Fast alle Mädchen hatten den Schuh probiert, jedoch ohne Erfolg. Der Prinz erkundigte sich, ob hier wirklich keine Andere wohne, da fiel Vincek das Aschenbrödel ein. Wo konnte sie nur hin sein, keiner hatte sie den ganzen Abend gesehen. Wo konnte sie nur hin sein, keiner hatte sie gesehen.
Die Stiefmutter stand etwas abseits, blickte zum Fenster von Aschenbrödels Kammer und sah wie sie oben in ihrem rosa Mantel durch die Scheiben lugte. Dem Meier befahl die Stiefmutter beim Schlitten zu warten, sie griff sich Dora beim Arm und schlich in Aschenbrödels Kammer. Vincek, der Prinz und die restlichen Bewohner des Gutes suchten das gesamte Haus ab, doch nirgends war eine Spur von Aschenbrödel. Im Stall fanden sie Nikolaus voll gesattelt, noch mit Schweiß unterm Sitz, aber hier war sie auch nicht. Als sie alle wieder im Hof waren
rannten die Gutsherrin und eine Gestalt, verdeckt mit dem rosa Mantel, zu dem wartenden Schlitten. Der Prinz frohlockte, sein Besuch war also doch nicht umsonst, jetzt wollte er sie nicht mehr weglassen. Die Stiefmutter verweigerte dem Prinzen das Gesicht des Mädchens zu sehen, bis er ihr den Verlobungsring angelegt hatte, doch der Prinz verlangte wenigstens den Schuh zu probieren. In die Enge getrieben nahm die Stiefmutter den Schuh, sprang in den Schlitten und der Meier trieb die Pferde an. Der Prinz sprang auf sein Ross und setzte
sich auf deren Fährte. Die Jagd ging über Felder und enge Wege und es kam, wie es kommen musste, der Schlitten konnte an einer schmalen Passage einem Buckel nicht ausweichen, kippte zur Seite und Gutsherrin und Tochter landeten in einem Tümpel mit eiskaltem Wasser und der Meier kopfüber im Geäst eines Baumes, die Gäule gingen durch. Schnell erreichte auch der Prinz den Ort des Geschehens. Er griff die Hand des Mädchens und erkannte das Täuschungsmanöver. Unter dem rosa Mantel verbarg sich Dora und nicht seine
geliebte Prinzessin, wenigstens hatte er den Tanzschuh wieder. Ohne sich weiter um das Geheul der Frauen zu kümmern ging er zu seinem Pferd. Rosali, Aschenbrödels Eule kreiste um den Prinzen und wies ihn zum Gut, er verstand das Signal und ritt zurück. Derweil versuchte der Meier seiner Herrin aus dem Eiswasser zu helfen, landete zum Schluss aber ebenfalls im Tümpel. Auf dem Gut suchten Vincek und der Küchenjunge immer noch nach Aschenbrödel, sie brachen die Tür von ihrer Kammer auf und entdeckten auf dem Bett ein Seil.
Die Gutsherrin hatte Aschenbrödel wohl ans Bett gefesselt, sie hatte sich befreit und war durchs weit geöffnete Fenster geflüchtet.

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