Der Tanzschuh
Aschenbrödel stand beim Nikolaus und wusste nicht, was sie machen sollte. Sie fragte ihr Pferd ob sie zurückgehen sollte, Nikolaus nickte. Nachdem auch die Speichen des Treppengeländers, sich bei ihrem Abzählen dafür entschieden, eilte sie die Schlosstreppe hinauf, unterstützt von einem Wiehern ihres Schimmels. Der Prinz hatte unterdessen schon mit den unterschiedlichsten Mädchen getanzt doch seine Herzdame war keine von ihnen. Als Aschenbrödel das Schloss betrat war jeder der Wachen und Diener von ihrer Anmut
und ihrer Schönheit angetan. Der Prinz kam allmählich außer Atem und der König wollte ihm etwas lotteres spielen lassen, doch der Prinz mochte nicht mehr. Während Aschenbrödel unter bewundernden Blicken in den Ballsaal schritt bedeckt sie ihr Gesicht mit einem Schleier, die Musik hörte auf zu spielen. Der König verlangte vom Prinzen auf die Tanzfläche zurückzukehren, aber der Prinz wollte lieber Bäume fällen worauf der König meinte er könnte sofort beginnen. Bei seinem Weg durch die Gästeschar rannte
der Prinz fast an Aschenbrödel vorbei, sie bedankte sich beim Prinzen für die freundliche Begrüßung, überrascht blieb er stehen. Sie dachte, das der Prinz ihr entgegenkommen wollte, doch dieser erwiderte, das er vorhatte zu gehen. Sie wendete sich ab und meinte, das sie ihn dann wohl nicht aufhalten dürfte, worauf er dann fragte warum denn nicht? Im Saal war es Mucksmäuschen still, jeder schaute gespannt auf den Prinzen. Dieser verneigte sich vor Aschenbrödel und forderte sie zum Tanz, doch ohne Musik?
Warum die Musik nicht spiele, erkundigte er sich beim Präzeptor. Dieser musterte fasziniert das Mädchen, drehte sich zur Kapelle und befahl Musik. Umringt von der Gästeschar, tanzten die Beiden auf dem Parkett. Der Prinz wollte wissen wer sie ist, doch Sie wollte erst einmal mit ihm tanzen. Die Neugier des Königs war ebenfalls geweckt und die Königin war erstaunt wie schnell ihr Sohn die Bäume vergessen hatte. Auch Kamil und Vitek hatten nicht die leiseste Ahnung, wer sie war. Die Stiefschwester wunderte sich über den
Schleier vor ihrem Gesicht und die Stiefmutter vermutete, zur Freude von Dora, eine große Nase darunter. Der Prinz fragte erneut wer sie sei, schmunzelnd erwiderte sie ob er es den nicht selbst erkenne. Er bat sie den Schleier abzunehmen, aber so lange wie die Stiefmutter in der Nähe war konnte sie nicht. Der König erkannte seinen Sohn nicht wieder, er platzte fast vor Neugier. Gerade als sich Aschenbrödel von ihrer Stiefmutter abgewendet hatte, lüftete sie kurz ihren Schleier, aber nur für den
Prinzen. Vor lauter Glück drehte sich ihm der Kopf, er hatte sich verliebt und wollte Hochzeit halten, alle Welt sollte es wissen, und als er Aschenbrödel einen Antrag machte, gab sie ihm ein Rätsel auf, das er erraten musste: Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht, ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht, zum dritten, ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht? Der Prinz schüttelte den Kopf, er wusste die Antwort auf ihr Rätsel nicht.
Enttäuscht hob sie ihre Schleppe und wünschte ihm lebe wohl, bevor sie eiligst den Saal verließ. Ein Raunen ging durch die Menge und alle starrten auf den Prinzen, auch der König stand auf. Kamil und Vitek kamen zu Prinzen, wollten wissen was passiert sei, warum sie so plötzlich weg war. Der Prinz brachte kein Wort heraus und lief seiner Prinzessin hinterher, gefolgt von seinen beiden Begleitern. Aschenbrödel schnappte sich ihren
rosa Mantel, verabschiedete sich kurz von den Dienern und rannte aus dem Schloss. Der König war sichtlich erregt, er verstand nicht was da vor sich ging. Lautstark forderte er die Musiker auf wieder zu spielen und seine Gäste fingen wieder an zu tanzen. Aschenbrödel rannte durch den Schlosshof, die große Treppe zu ihrem Pferd hinunter. Auf einer Stufe stolperte sie fast und verlor einen Tanzschuh, der Prinz war ihr dicht auf den Fersen, so musste sie den Schuh zurücklassen, erleichtert bestieg sie ihren Schimmel und ritt davon. Der Prinz erreichte sie nicht mehr, ihm blieb nur noch ihr Tanzschuh. Seine Begleiter tauchten hinter ihm auf und er befahl,
schnell die Pferde zu holen. Aschenbrödel war derweil auf und davon. Zuerst suchten die Drei noch etwas orientierungslos nach Spuren im Schnee, da bemerkten sie einen flüchtenden Schatten, dem sie eiligst folgten. Aschenbrödel erreichte das Gut und nachdem sie im Hof war schloss sie das große Tor. Von einem Feld in der Nähe konnte der Prinz dies gerade noch erkennen. Er, Kamil und Vitek ritten zu dem Gut, da das Tor verschlossen war, klopften und pochten sie dagegen und veranstalteten einen Heidenlärm. Bevor die ersten Gutbewohner verschlafen aus ihren Häusern kamen, verschwand Aschenbrödel ungesehen in ihrer Kammer.

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