Schleppe zum Ball
Im Schloss hatte sich eine große Gästeschar um den Thron des Königs und der Königin versammelt, der Prinz und einige Hofdiener standen neben ihnen. In der Mitte des Saales versammelte sich die Schlange der Gäste mit ihren schönsten Töchtern, die jeder einzeln lautstark vom Präzeptor vorgestellt wurden, gefolgt von einem Tock Tock seines Zepters. Dem König fiel der Unmut des Prinzen auf, er machte ein Gesicht, als wenn er Sauerkraut kauen würde, er verlangte von seinem Sohn das dieser wenigsten lächeln sollte,
doch beim Anblick dieser Schnepfen, wie er sie nannte, verging seine Laune. Der Prinz konnte dieser organisierten Brautschau nichts abgewinnen, und flehte seinen Vater an das Ganze auf das nächste Jahr zu verschieben, doch als sein Nachfolger blieb ihm nichts anderes übrig, als den Wünschen des Königs zu folgen. Mittlerweile wurden auch die Gutsherrin und Tochter Dora vorgestellt, sie hatte den Eindruck das der Prinz ihrer Tochter zugelächelt hätte. Der König bemerkte das er selbst nie so ein Theater wegen des Heiratens gemacht
habe, das wunderte den Prinzen nicht, denn seine Mutter, die Königin war immer noch eine sehr schöne Frau und ihm wurden jetzt lauter unbekannte Miezen vorgeführt. Seine Worte wurden noch unterstrichen, als der Präzeptor Kleinröschen vorstellte, eine pummelige Prinzessin, die das doppelte vom Prinzen wog. Die Königin fand es an der Zeit, das der Prinz sein Temperament beim Tanzen beweisen sollte. Ihm war inzwischen schon alles Egal. Der Präzeptor eröffnete den Ball und die Musiker auf einer Empore über den Saal warteten auf
das Signal des Prinzen. Dieser zögerte erst, denn es war keine dazwischen das sein Herz ansprach, so schloss er die Augen und Schritt dem Spalier der jungen Frauen ab. Als er die Augen wieder öffnete stand er vor Dora, diese verneigte sich vor dem Prinzen. Doch Kleinröschen nutzte die Situation, schnappte sich den Prinzen und trug ihn fast in die Mitte des Saales. Die Musik startet und der erste Tanz begann. Die Gutsherrin bezichtigte ihr Tochter als Dummkopf, diese Gelegenheit so verpatzt zu haben, aber auch für Dora fand sich ein Tanzpartner, ganz zum Unbehagen der Herrin. Der Tanz des Prinzen war
eine Farce, Kleinröschen wirbelte ihn förmlich übers Parkett, doch König und Königin amüsierte der Anblich dieses ungleichen Paares. Aschenbrödel in ihrem prächtigen Tanzkleid und dem langen Rosa Mantel erreichte das Schloss. Sie stieg von ihrem Schimmel und band Nikolaus an den Fuß der Treppe zum Schlosshof. Voller Ehrfurcht vor diesem gewaltigen Bau lief sie zögernd, die Treppe hinauf. Langsam ging sie zu einem hell erleuchteten Fenster neben der Eingangstür, eine Leibwache des Königs in der Nähe beachtete sie nicht weiter.
Die Scheibe war vereist, so das sie erst ein kleines Loch freikratzen musste um hineinsehen zu können. Was Aschenbrödel dort sah entmutigte sie in ihrem Vorhaben, der Prinz tanzte sichtlich erfreut mit ihrer Stiefschwester. Enttäuscht ging sie zu ihrem Pferd zurück. Doch der Prinz bedankte sich nach kurzem Wortwechsel für den Tanz, wendete sich ab und ließ Dora allein auf der Tanzfläche stehen, denn auch sie war alles andere als sein Herz erträumte, ganz zur hämischen Freude von Kleinröschen.

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