Mais und Linsen
Die Vorbereitungen für den Königsball, liefen auf Hochtouren. Die Stiefmutter und die Stieftochter kleideten sich für das feierliche Ereignis, Aschenbrödel durfte ihnen gerade mal Knöpfe, Spitzen und Halsband reichen. Vincek wurde aufgetragen Teppiche von der Tür bis zur Kutsche zu legen. Aschenbrödel bewunderte das schöne Kleid ihrer Stiefschwester und bat am Schloss wenigstens durchs Fenster schauen zu dürfen, doch die Stiefmutter verlangte bis zum Morgen alles aufzuräumen und die
Wäsche zum Bügeln anzufeuchten. Aschenbrödel erwiderte, das bis zum Morgen bestimmt alles fertig sei, da nahm die Stiefmutter sich eine Schüssel mit Mais und eine mit Linsen, schüttete beide zu einem Haufen, und verlangte bis zu ihrer Rückkehr alles sauber auseinandersortiert. Mit ihren Tanzschuhen verteilte die gemeine Stiefschwester das Ganze noch auf dem Boden der Kammer. Fast alle Bewohner des Gutes hatten sich im Hof versammelt, die Gutherrin trug einen riesigen Hut, als sie mit Dora die Treppe herunter zum Schlitten stolzierten.
Der Meier trieb das Gespann an und traurig blickte Aschenbrödel den Beiden hinterher. Der Küchenjunge versuchte sie mit seiner flapsigen Art aufzuheitern, doch die Enttäuschung war zu groß. Mit Tränen in den Augen lief sie zurück in die Kammer, um sich ihrer Arbeit zu widmen. Ein tiefer Seufzer durchfuhr sie, als sie vor dem Haufen mit Mais und Linsen kniete, es war selbst in einer Woche kaum zu schaffen alles auseinander zu sortieren. Da klopfte es am Fenster. Sie ging ans Fenster und konnte ihren Augen kaum trauen.
Ihre lieben Täubchen waren wiedergekommen, ihr bei der Lese zu helfen, den Mais in die eine Schüssel und die Linsen in die andere. Mit dankbaren Blicken verließ sie die Kammer und ging in den Schuppen zu Rosali, ihrer Eule. hr Vater hatte ihr immer gesagt, das sie auf Nikolaus zum ersten Ball reiten würde, wie ein Husar, und ihre leibliche Mutter hatte ihr versprochen ein wunderschönes Tanzkleid zu nähen, mit einem Schleier, dazu einen langen Mantel und rosa Tanzschuhe, geblieben wart ihr nur der Nikolaus.
Ihre Eule protestierte mit einem hecheln, aber nein, sie hatte ja noch viel mehr Schätze bei ihr im Versteck, vor allem drei Zaubernüsse, na ja eigentlich nur noch zwei. Die Eule tippelte aufgeregt hin und her, als Aschenbrödel eine Nuss nahm und über ihre Schulter warf. Dort wo die Haselnuss gelandet war lag ein prächtiges Tanzkleid, ein Schleier und rosa Tanzschuhe. Vor Freude fing das Mädchen an zu tanzen, als plötzlich ein wiehern neben dem Schuppen ertönte. Dort stand Nikolaus, doch wer hatte ihn hierher geholt und wer gesattelt? Verlegen blickte Rosali zur Seite.

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