Erbsen sortieren
Gerade als die Stiefmutter sich wieder auf die Empore begeben wollte, ertönte ein Klirren von zerberstendem Geschirr aus der Küche, sofort vermutete man Aschenbrödel hinter diesem Getöse. Doch es war der Küchenjunge, dem eine alte Schüssel zerbrach, und Rosi die Köchin ahnte schon Unheil, der auch prompt in Form der Gutsherrin samt Dora in der Küche stand. Aschenbrödel eilte ebenfalls zu dem Geschehen und begann sofort die Scherben aufzusammeln, doch alle hielten inne, als die Herrin sich die Peitsche nahm, die neben der Tür an einer Wand hing. Sie war gerade dabei sich den Küchenjungen
vorzuknöpfen, und auch Rosi, die Köchin, konnte sie nicht beschwichtigen, da räumte Aschenbrödel ein, das ihr die Schüssel zu Boden gefallen sei.
Die Situation war entschärft, so das erst einmal die Tafel geprüft werden konnte. Rosi hatte alles vorbereitet, die Braten, die Mehlspeisen und den Wein. Dora konnte es sich nicht verkneifen die Küchenchefin auf diese Ehre, die ihr mit der Vorbereitung des Königmahls zuteil wurde hinzuweisen. Aschenbrödel war derweil schon wieder mit der Reinigung des Ofenabzugs beschäftigt, da schritt die Stiefmutter ihr entgegen, beklagte ihr ungeschicktes Benehmen und ihren
Stolz und Trotz, da wurde es Aschenbrödel zu bunt, ein Wort wechselte das andere, zu Schluss nahm sich die Stiefmutter eine Schüssel Erbsen, goss diese zu dem Eimer mit der Asche und vermischte das Ganze noch. Aschenbrödel befahl sie, bis zu Mittag alle Erbsen herauszulesen und sich dann bei ihr zu entschuldigen, außerdem verbot sie ihr noch, sich bis auf zehn Schritte ihrem Pferd zu nähern, dann verließen sie und die Stiefschwester beleidigt die Küche. Der Küchenjunge bedankte sich für seine Rettung und von der Küchenchefin
bekam Aschenbrödel noch ein paar tröstende Worte. Sie nahm sich den Eimer mit den Erbsen und der Asche und zog sich in ihre Kammer zurück.
Wie sie den Inhalt ausgebreitet auf dem Boden vor sich liegen sah durchfuhr sie ein tiefer Seufzer, da klopfte es plötzlich am Fenster. Sie öffnete es und alle Tauben des Guts flatterten in ihr Zimmer, sofort machten sie sich an die Arbeit und sortierten die Erbsen in eine Schale und die Asche zurück in den Eimer. Aschenbrödel griff ihren sich ihren
pelzigen Umhang und verließ das Zimmer. Vor der Tür wartete ihre Katze Moritz, die sich zu der Vogelschar gesellen wollte, aber das Mädchen schloss die Tür, gab der Katze noch eine Schale mit Milch und schlich vorsichtig in den Stall zu ihrem Pferd. Dort war der Stallknecht gerade dabei Nikolaus mit einer Schale Obst zu füttern. Obwohl sie sich ganz behutsam näherte und er sie nicht sehen konnte, wusste der Stallknecht das Aschenbrödel kam, ihr Pferd war imstande sie auf eine Meile zu wittern.
Der Königsbesuch interessierte sie nicht sonderlich, ihr war der Besuch des letzten Jahres noch lebhaft in Erinnerung. Mit ihrem Pferd durch die Natur zu streifen war ihr größtes Glück. Der König war mittlerweile in Sichtweite, alle Bewohner des Gutes, vornweg der Stallknecht und die Küchenmagd, hatten sich im Hof versammelt. Die Gutsherrin und ihre Tochter standen Aufgeregt auf der Empore und legten letzte Hand an ihr Aussehen. Nur Aschenbrödel war unbeeindruckt, sie lugte durch die Stalltür,
und die Gelegenheit war Günstig einen Ausritt mit ihrem Pferd zu wagen. Das Mädchen schnappte sich den Schimmel und beide verließen den Stall durch den Hintereingang, gefolgt von Kasperle, dem kleinen Mischlingshund. Doch der konnte nicht mit und so wies sie ihn freundlich aber bestimmt zurück in den Stall. Außerhalb des Guts stand ein verlassener alter Schuppen, in denen Aschenbrödel einige ihrer Schätze und einen Sattel für Nikolaus aufbewahrte. Unterm Dach befand sich ein Bastkorb, innen war eine
Schwarze Schatulle in denen Aschenbrödel ihre liebsten Erinnerungen an ihre leibliche Mutter versteckt hielt, gut Bewacht von Rosali, einer Eule. Bevor sie sich den Sattel nahm, wischte sie sich die Asche vom Gesicht und streichelte Rosali zärtlich. Da nicht all zuviel Zeit blieb, sattelte sich rasch ihr Pferd und verschwand in Richtung Wald. Es gab nichts schöneres für sie, als diese unberührte Natur zu genießen. Sie ritt, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte und selbst quer liegende Baumstämme übersprang sie mühelos.

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