Es war einmal...
Ein kluges und liebenswertes Mädchen, das lebte mit ihrer Stiefmutter und ihrer Stiefschwester Dora auf einem kleinen Gut. Während der Stiefschwester jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wurde, musste sie die schmutzige Arbeit - wie das reinigen der Kamine - verrichten und weil sie immer mit Staub beschmutzt war, nannten sie alle nur Aschenbrödel.
Das Gut auf dem sie lebten war in der Nähe eines prächtigen Schlosses und jedes Jahr machte sich der König auf und stattete den Höfen in der Umgebung einen Besuch ab.
Da dieses Ereignis wieder kurz bevor stand, war die Aufregung groß und jeder auf dem Gut war emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Mit wachsamen Augen folgte die Stiefmutter, die auch die Gutsherrin war dem geschäftigen treiben. Einem kleinen Jungen, der nicht widerstehen konnte und dem Bäcker einen kleinen Kuchen vom Blech stahl, rügte sie harsch und der Junge legte ihn verdutzt wieder zurück.
Als er verschreckt ins Haus rannte drängte er Aschenbrödel, die gerade mit einem Eimer voller Asche zur Tür herauskam an die Seite, wobei der Eimer samt Inhalt zu Boden fiel, und das Mädchen in eine Staubwolke hüllte.
Ohne sich zu beklagen oder ein böses Wort zu verlieren nahm sie sich einen Besen und reinigte den Hof. Nach der Arbeit hatte sie sogar noch ein paar nette Gesten für die Tauben übrig, die über den Dächern des Gutes einen Verschlag hatten.
Stolz, wie herausgeputzte Hähne, kamen die Stiefmutter und die Stiefschwester die überdachte Treppe von der Empore herunter, als gerade eine Küchenmagd mit einem Tablett gebratener Hühnchen vorbeikam, die Gutsherrin stoppte sie und ließ sich den herrlichen Duft dieser Köstlichkeit in die Nase steigen.
Dora durfte sich einen Schenkel nehmen, ließ diesen aber ungeschickt fallen. Kasperle, der Hund von Aschenbrödel schnappte sich den Braten noch im Fall, und suchte das Weite. Bei ihrem Rundgang hatte die Stiefmutter an fast allem und jeden etwas auszusetzen, nur Dora wurde gehätschelt und getätschelt. Einen Arbeiter der einen Stoss Holz bei sich trug streifte sie, wobei diesem seine Last zu Boden fiel. Seinem Missgeschick entgegnete die Herrin nur mit abfälligen Worten und setzte ihren Gang über den Hof fort.
Aschenbrödel fand ihren Hund an der Tür zum Pferdestall, der sich seine Mahlzeit schmecken ließ.
Sie streichelte ihren Hund, und freute sich mit ihm. Als Sie den Stall betrat, verharrte sich noch kurz an der Tür und schaute ob die Schwiegermutter sie auch nicht sah.
Vor drei Jahren hatte Aschenbrödel von ihrem Vater einen Schimmel, den sie Nikolaus taufte, geschenkt bekommen, doch die Stiefmutter hatte ihr verboten ihn zu reiten, so blieb ihr nur noch ihn ab und zu mit einem Stück Zucker zu verwöhnen.
Auf dem Hof hielt man derweil Ausschau nach dem König. Doch auch ein kleiner Junge, der auf einem Baum hockte und über die Mauern spähte, konnte noch keine Spur vom König erkennen.

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